Das freimaurerische Leben findet vor allem in den einzelnen Logen statt. Der Begriff Loge bezeichnet sowohl das Gebäude, in dem wir uns treffen, als auch die rechtlich als Verein konstituierte Gemeinschaft.
Die Modestia cum Libertate (McL) ist die älteste und mit mehr als 120 Mitgliedern die grösste Zürcher Loge. Herausragende Mitglieder aus ihren Reihen haben wesentlich zum Aufbau der Freimaurerei in unserem Land und Mitte des 19. Jahrhunderts auch zur Gründung des schweizerischen Bundesstaates beigetragen.
Die Brüder treffen sich während des Maurerjahres (Oktober bis Juni) regelmässig zu Konferenzen, Vorträgen, Diskussionen und rituellen Arbeiten. Letztere dienen einerseits der Aufnahme in den Lehrlingsgrad, der Beförderung in den Gesellen- und der Erhebung in den Meistergrad. Andererseits schulen sie die Brüder in den ethischen und philosophischen Grundgedanken der Freimaurerei.
Neben den wöchentlichen Treffen organisiert unsere Loge Veranstaltungen und Ausflüge, an denen die Partnerinnen teilnehmen können, und lädt ein zu öffentlichen Konzerten sowie Vorträgen zu aktuellen Themen.
Zudem engagiert sich die McL mit ihren Stiftungen in der Wohltätigkeit. Auch ist sie Gründerin und Trägerin verschiedener Sozialwerke in der Stadt Zürich.
Fotos des Logengebäudes:
Frédéric Diserens
www.fredericdiserens.ch
Die Anfänge der McL reichen zurück ins 18. Jahrhundert: In die Heimat zurückgekehrte Zürcher, die in anderen Ländern in den Freimaurerbund aufgenommen worden waren, gründeten 1771 die Loge «La Discrétion». Ab 1772 nannte sie sich «gerechte und vollkommene Loge zur Bescheidenheit und Freiheit» (Modestia cum Libertate). Aber bereits 1786 wurde die Logentätigkeit für längere Zeit wieder eingestellt, nicht zuletzt wegen der revolutionären Wirren in Europa.
1811 wagten acht Zürcher Freimaurer einen Neuanfang und beschlossen, die Arbeiten wieder aufzunehmen. Der Mitgliederbestand wuchs rasch. Zuerst traf man sich im Saal des Zunfthauses «Zum Widder», um wenig später ein Logenlokal im «Wilden Mann» einzuweihen. 1851 verkaufte der Eigentümer dieses Haus, was zu einem weiteren Wechsel zwang.
Noch im selben Jahr schauten sich einige Brüder die der Familie Gessner gehörende Liegenschaft «zum Paradies» auf dem Lindenhof an, kauften sie und boten sie der Loge zum selben Preis an, den sie entrichtet hatten. 1852 wurde der Grundstein zu dem von Gustav Albert Wegmann projektierten und bis heute weithin sichtbaren Gebäude gelegt. Ende 1853 nahm die McL die Arbeiten im nun eigenen Logenhaus auf. Seither haben sich in dessen Räumlichkeiten weitere Logen und freimaurerische Organisationen eingemietet.
Wie sehr die allgemeine Unsicherheit unserer Zeit auch vor den Toren einer Freimaurerloge nicht Halt macht, zeigt am besten eine Bemerkung unseres Jahresberichterstatters 1999: «Auch in der Freimaurerei befinden wir uns in der Phase des intensiven Suchens, eines Suchens nach neuem Sinn, neuer Orientierung, neuem Wirken. Und das bedeutet das absehbare Ende bisher gewohnter Denk- und Verhaltensweisen...».
Das gilt bis heute. Die McL pflegt und orientiert sich zwar stark an den humanitären Werten der Aufklärung und lässt alte Traditionen weiterleben. Sie scheut sich jedoch nicht, von Zeit zu Zeit Reformen anzugehen, und bleibt mit aktuellen gesellschaftlichen Themen stets am Puls der Zeit.